Was Sie jetzt über Banking APIs wissen sollten

12 min read|Published June 11, 2018
Was Sie jetzt über Banking APIs wissen sollten

Offene Schnittstellen, dynamischer Informationsaustausch und zahlreiche neue Finanzdienstleister: Banking APIs bringen Bewegung in den Markt für Zahlungsauslösedienste und Kontoinformationsdienste. Dabei verändern sie die Realität in der gesamten Finanzwelt und darüber hinaus.

ZUSAMMENFASSUNG
  • Seit der EU-Richtlinie PSD2 entscheiden Verbraucher selbst, was mit ihren Finanz- und Kontodaten passiert, die bei ihrer Bank liegen

  • Heutzutage sind Finanzinstitute - nach der PSD2 - verpflichtet, diese auf Kundenwunsch Drittanbietern für ihre Services zur Verfügung zu stellen

  • Der Zugriff auf die Bankdaten erfolgt dabei mit einer Banking API

ZUSAMMENFASSUNG
  • Seit der EU-Richtlinie PSD2 entscheiden Verbraucher selbst, was mit ihren Finanz- und Kontodaten passiert, die bei ihrer Bank liegen

  • Heutzutage sind Finanzinstitute - nach der PSD2 - verpflichtet, diese auf Kundenwunsch Drittanbietern für ihre Services zur Verfügung zu stellen

  • Der Zugriff auf die Bankdaten erfolgt dabei mit einer Banking API

Besonders die EU-Richtlinie PSD2 entfachte eine bisher ungekannte Dynamik in der Bankenwelt. Seit der PSD2 entscheiden Verbraucher selbst, was mit ihren Daten geschieht. Finanzinstitute stellen diese, auf Wunsch, per Banking APIs anderen Marktteilnehmern zur Verfügung. 

Drittanbieter entwickeln für Kunden neue Produkte und Services, die das ihnen das Finanzgeschäft bequemer und einfacher machen. Alles dank einer API. Doch was genau ist eine Banking API?

Definition: Was ist eine Banking API

Eine Banking API ist eine Schnittstelle, über die Banken Kontoinformationen sowie den Zugriff auf Kontofunktionen zur Verfügung stellen. Nach der Autorisierung durch den Kontoinhaber können Drittanbieter per Banking API auf die freigegebenen Daten und Funktionen zugreifen. So können sie für Kunden neue Produkte und Services entwickeln, die ihnen das Finanzgeschäft bequemer und einfacher machen.

Dadurch sind Kunden nicht mehr allein auf das unmittelbare Serviceangebot ihrer eigenen Bank angewiesen. Sie können Apps und Services von Nicht-Banken in Anspruch nehmen, die auf die vom kontoführenden Finanzinstitut benötigten Daten nach der Freigabe durch den Kunden zugreifen. 

Wie funktioniert eine Banking API?

XS2A, Access to Account oder einfach “Kontoblick” nennt sich der Zugriff auf Online-Kontodaten via Banking API. Momentan werden XS2A-Vorgänge in erster Linie über PSD2-konforme Verbraucherschnittstellen realisiert. Konkret wird der Zugang zu den Kundenkonten per FinTS/HBCI und Online-Banking (direct access) geschaffen und so auch die für XS2A-Vorgänge benötigte Datenqualität hergestellt.

Seit der PSD2 werden zunehmend Bank-Schnittstellen oder PSD2-Schnittstellen entwickelt. Diese Bank-Schnittstellen werden meist von der Bank selbst zur Verfügung gestellt und, auf Kundenwunsch, von anderen Banken oder Drittanbietern genutzt. 

Die PSD2 Regulierung, bzw. die EBA RTS, fordert dabei von den kontoführenden Instituten in erster Linie eine Qualität der Schnittstellen, die Datenparität ermöglicht. Das heißt, dass das Onlinebanking den Informations- und Funktionsumfang der jeweiligen PSD2-Schnittstelle vorgibt, nicht andersrum. So sollen Bankkunden ihre eigenen Daten aus dem Online-Banking uneingeschränkt auch für andere Banking-Services nutzen können. 

Nach aktuellem Stand ist diese Datenparität über die momentan verfügbaren PSD2-Schnittstellen noch nicht überall gewährleistet. Die Übertragung über PSD2-Schnittstellen funktioniert teilweise schon bei elementaren Informationen nicht und führt damit zu Einschnitten bei der Customer Experience.

Um die Funktionalität ihrer Produkte zu garantieren, greifen Drittanbieter und Kontoinformationsdienste deshalb weiterhin auf die Verbraucherschnittstellen (Direct Account Access) zurück. Verbraucherschnittstellen wurden bereits vor der PSD2 eingesetzt, entsprechen aber nichtsdestotrotz den heutigen Anforderungen der PSD2.

API Nutzung: Google und Facebook machen es vor

Die API ist keine Erfindung der Bankenwelt. Der Begriff kommt aus der Softwarebranche und bezeichnet eine Schnittstelle, die es zwei voneinander getrennten Anwendungen erlaubt, miteinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen. 

Ein Banking API Vergleich aus der Praxis: Online-Plattformen wie Facebook und Google stellen APIs zur Verfügung, um die Verbreitung ihrer Dienste mithilfe von Drittanbietern zu beschleunigen. Viele große Webseiten, für deren Nutzung eine Registrierung erforderlich ist, bieten diese Registrierung über den persönlichen Facebook- oder Google-Account des Nutzers an. 

“Log in with Google’? Eine API macht’s möglich. Mit Banking APIs können nun auch Finanzinstitute neue Geschäftsfelder erschließen.

Davon profitieren sowohl der Betreiber der Webseite als auch die beiden Online-Plattformen: Nutzer finden die Registrierung mit einem bestehenden Account komfortabel. Facebook bzw. Google expandieren mit ihren Diensten außerhalb ihrer eigenen Domains.

Banking API: Technologie für neue Geschäftsmodelle

Ähnlich wie bei Google und Facebook können sich auch beim API-Banking Finanzinstitute durch die Öffnung gegenüber Drittanbietern neue Geschäftsfelder erschließen. 

Im Banking funktioniert das so: Der Antragsteller gestattet dem Drittanbieter, über eine Banking API auf Informationen seines Online-Banking-Kontos bei der Hausbank zuzugreifen. Damit erhält der Drittanbieter Zugang zu relevanten Kontoinformationen, um diese wiederum für den eigenen Service zu bieten. Die Anwendungsfälle sind vielfältig und reichen von Multibanking über innovatives Leasing bis zu der digitalen Kreditvergabe in Echtzeit, die wir im nächsten Kapitel beschreiben.

Möglich machen dies Kontoinformationsdienste, die sich auf API Banking spezialisiert haben und mit deren Technologie alle Daten für den Bonitätscheck in Echtzeit zur Verfügung stehen. Erfahren Sie hier, welche Geschäftsmodelle der digitale Kontocheck, die Technologie hinter der digitalen Bonitätsprüfung, noch ermöglicht. Erfahren Sie wie und was Kontoinformationsdienste bzw AISPs sind!

Was sind die Vorteile der Banking API?

Ohne Open Banking APIs ließen sich eine Reihe an Vorteilen nicht realisieren. Dies gilt für alle Akteure der Finanzwelt:

  1. Kunden – API Banking verbessert die Customer Experience nachhaltig. Einerseits können Kunden  alle Vorgänge bequem und medienbruchfrei unter einer Benutzeroberfläche durchführen. Andererseits kann, dank der APIs, Banking zunehmend im Kontext stattfinden, d.h. dass Endkunden ihre Bankdaten nun genau dort verwenden können, wo sie sie tatsächlich brauchen. 

  2. Drittanbieter im E-Commerce – Online-Anbieter, wie das erwähnte Vergleichsportal, können Kunden einen besseren Service anbieten. Neben der Produktauswahl kann dieser auch Zusatzdienstleistungen wie die Echtzeit-Vermittlung von Konsumentenkrediten beinhalten.

  3. API Banking Anbieter, Kontoinformationsdienste oder Drittanbieter im Technologie-Bereich (Third Party Provider, TPP) – FinTechs und neue Technologie-Anbieter im Bereich API Banking, deren Lösungen Schnittstellen zu Finanzinstituten herstellen und damit die technologische Infrastruktur schaffen.

  4. Banken – Finanzinstitute haben die Möglichkeit, das „Ökosystem“ für ihre Zahlungsdienste zu erweitern und über die Plattformen von Drittanbietern neue Kundengruppen anzusprechen.

Vier Beispiele, wie Banking APIs die Customer Experience verbessern

Fall Eins: Banking APIs für Banken

Lästiger Papierkram, den Kunden vom konventionellen Vergabeprozess bei Krediten gewohnt sind, entfällt komplett. Wo Kunde und kreditgebende Bank bislang Kopien von Gehaltsnachweise und Kontoauszügen auf dem Postweg austauschen, springen inzwischen Banking APIs ein und verkürzen den Vorgang auf wenige Sekunden. 

Wie funktioniert’s? Der Antragsteller gestattet der kreditgebenden Bank, über eine Banking API, auf Informationen des Online-Banking-Kontos bei seiner Hausbank zuzugreifen. Damit erhält der Kreditgeber Zugang zu relevanten Kontoinformationen, um eine Bonitätsprüfung in Echtzeit durchführen. Im Falle eines positiven Ergebnisses erhält der Antragsteller innerhalb weniger Sekunden eine Kreditzusage.

Fall Zwei: Banking API für Online-Plattformen

Der Vorgang für Online-Plattformen und Vergleichsportale basiert auf dem gleichen Prinzip. Aus Sicht der Kunden ergibt sich vor allem ein Vorteil: Für die Nutzung eines Banking-Dienstes müssen sie die Website nicht mehr verlassen. Um auf das Beispiel Kreditgeber zurückzukommen: Hat sich ein Nutzer über das Portal für einen Konsumentenkredit entschieden, lassen sich alle Schritte innerhalb des Vergleichsportals abwickeln.

Über die Banking API bündelt das Vergleichsportal für den Kunden alle relevanten Daten und Transaktionen unter einer Oberfläche und löst alle nötigen Prozesse im Hintergrund.

Fall Drei: Banking API für Versicherungen

Versicherungsangebote können noch so gut sein, wenn sie nicht zum Kunden passen sind sie schlecht investiertes Geld. Wenn ein Verbraucher überhaupt abschließt, wird er so schnell wie möglich wieder kündigen wollen. Kundenzufriedenheit negativ. 

Wenn die Versicherung Verbrauchern allerdings ein maßgeschneidertes Angebot macht, das auf ihre Bedürfnisse eingeht, ergibt sich eine klassische Win-Win Situation. Hier kommt die Banking API zum Einsatz. Basierend auf Kontodaten, die über die Banking API kommuniziert werden, können Versicherungen jedem einzelnen Kunden personalisierte Empfehlungen und tatsächlichen Mehrwert bieten.

Fall Vier: Banking API für Factoring

Factoring bietet KMUs, Freiberuflern und kleineren Gewerbetreibenden die Möglichkeit, ihre Liquidität per Vorfinanzierung von Forderungen zu erhöhen. Dank Open Banking werden neue Factoring-Angebote digitaler, effizienter und attraktiver. 

Factoring im Zeitalter des Open Banking verspricht Forderungs- und Rechnungsvorfinanzierung innerhalb von 24 Stunden. Einen wichtigen technischen Baustein bildet dabei die Open Banking Plattform von Tink. Banking APIs schaffen die technischen Voraussetzungen, um dem Kundenwunsch nach digitalen Abläufen, Planbarkeit und Schnelligkeit nachzukommen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Wer sind die Banking API Anbieter?

Die Anbieter wie Tink liefern die technische Open-Banking-Infrastruktur und ermöglichen den universellen Zugriff auf Bankkonten zum Auslesen von Kontoinformationen, Salden und Umsätzen und bereiten die Kontodaten so auf, dass Unternehmen bessere, datengetriebene und automatisierte Entscheidungen treffen können. Voraussetzung ist auch hier immer das Einverständnis des Bankkunden. API-Provider, sogenannte Drittdienstleister, müssen von der BaFin als Kontoinformationsdienste lizenziert sein.

Sie dienen als Hub für Kreditinstitute oder andere Fintechs, die Kontoinformationen oder Zahlungsauslösung PSD2-konform durchführen möchten. Tink bietet Ihnen eine lizenzierte, PSD2-konforme Banking API Lösung, die zuverlässig funktioniert. Die Open Banking Plattform ermöglicht via Banking API die Integration von Kontofunktionen und Kontodaten in Ihre eigene Anwendung.

Hintergrund: Mit PSD2 ging es richtig los

Neue Geschäftsmodelle für Startups und FinTechs sowie eine bessere Customer Experience waren die Initialzündung für das API Banking. Seit Januar 2018 beschleunigt die PSD2 die Öffnung der Finanzinstitute und ihrer Daten gegenüber Drittanbietern via Banking API.

Die überarbeitete und erweiterte Version der EU-Richtlinie für Zahlungsdienste erlaubt Drittanbietern den Zugriff auf das Online-Banking-Konto und die Nutzung von Kontodaten und Funktionen, die bislang nur Finanzinstituten zur Verfügung standen. Grundvoraussetzung: die ausdrückliche Einwilligung durch den Kontoinhaber.

Damit wurde selbst für Skeptiker, die Open Banking als reines Buzzword eher kritisch beäugten, klar: Wenn der Gesetzgeber so massiv ins Geschehen eingreift, gibt es kein zurück mehr. Wenige Jahre nach der PSD2 hat sich dies bereits bestätigt. 

Die Open Banking Bewegung entwickelt sich rasant und erfolgreich – vor allem da, wo sie der PSD2 Idee folgt und dem Endkunden dient. In diesem Sinne bringt Open Banking nun auch frischen Wind in ganz neue Sektoren (siehe Versicherungen oder Consulting) und adressiert wichtige Banking-Themen wie die Geldwäschebekämpfung und sicheres Risikomanagement.

Kooperationen und Banking API optimieren das Banking-Erlebnis

Open Banking beeinflusst die Geschäftsmodelle, Strukturen und Positionierung von Banken und Finanzinstituten tiefgreifend. Durch die Nutzung von Banking APIs bieten sich Newcomern aus der Startup- und FinTech-Szene bieten neue Möglichkeiten, Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdiensten anzubieten. 

Mit strategischen Kooperationen können Kontoinformationsdienste und etablierte Finanzinstitute die Weiterentwicklung von Banking-Produkten in der Open Banking Ära entscheidend beeinflussen und gestalten.

Neue Angebote und ein stärkerer Fokus auf das Kerngeschäft: Mit Open Banking geht beides!

Mit der Nutzung von Banking APIs profitieren die etablierten Finanzinstitute von einer Refokussierung auf ihr Kerngeschäft im Backend – und einer Vergrößerung ihres Spielfelds mit dem Zugang zu neuen Kundengruppen und Anwendungsszenarien. Möglich wird das durch die Kooperation mit FinTechs und die Nutzung der Banking API. Banken können über die Banking API neue Produkte einfach und schnell integrieren, ohne viel Zeit in die Eigenentwicklung investieren zu müssen.

„Banking has to work when and where you need it“, formulierte es Brett King, Gründer von Moven. Vereinfacht gesagt: Der Kunde kommt nicht länger zur Bank, sondern der jeweils benötigte Banking-Service kommt, über eine Banking API, zum Kunden. Das werden nicht nur Ihre Kunden lieben, sondern auch Ihre Mitarbeiter. Diese können sich auf das konzentrieren, was sie besonders gut können, ohne dass der Kunde das Nachsehen hat.

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